9 Anzeichen, dass du dein Pferd im Training überforderst – und was du stattdessen tun kannst

Du trainierst regelmäßig, gibst dir Mühe, dein Pferd voranzubringen – und trotzdem scheint es, als ob es nicht mehr mitmacht?

 

Vielleicht fragst du dich: „Ist mein Pferd einfach unmotiviert? Oder bockig?“
In vielen Fällen liegt die Antwort ganz woanders: Dein Pferd ist überfordert.

Pferde sind sensible Wesen. Sie lernen nicht linear – und schon gar nicht unter Druck.
Wird das Training zu anspruchsvoll – körperlich, geistig oder emotional – zeigen sie das deutlich. Leider werden diese Signale allzu oft übersehen oder falsch interpretiert.

 

In diesem Artikel zeige ich dir 9 Anzeichen für Überforderung im Training – und was du konkret tun kannst, um dein Pferd wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

 

Warum Überforderung im Training so problematisch ist

 

Ein überfordertes Pferd:

  • verliert das Vertrauen in den Menschen

  • verbindet Arbeit mit Stress

  • verspannt körperlich und blockiert emotional

  • verliert langfristig Motivation und Leistungsfähigkeit

Das Training wird nicht mehr als Zusammenarbeit erlebt, sondern als Belastung – was genau das Gegenteil von dem ist, was wir eigentlich wollen: ein motiviertes, gesundes Pferd, das sich gerne bewegt.

 

Die 9 wichtigsten Warnzeichen für Überforderung

 

1️⃣ Widerstand gegen Übungen

Dein Pferd:

  • bleibt stehen

  • weicht aus

  • drückt gegen deine Hilfen

  • geht „gegen den Zügel“

➡️ Widerstand ist fast immer ein Signal. Selten geht es um „Ungehorsam“. Viel häufiger sagt das Pferd: „Ich verstehe dich nicht, ich kann das nicht – oder es tut mir weh.“

 

2️⃣ Zappeligkeit oder ständige Bewegung

Dein Pferd kann sich kaum ruhig halten, steht nicht still beim Aufsteigen, tänzelt herum, ist „hibbelig“.

➡️ Das ist kein Zeichen von „Energie“ oder „Lauffreude“, sondern oft Ausdruck von innerer Anspannung und Überforderung.

 

3️⃣ Konzentrationsprobleme

Dein Pferd:

  • wirkt abgelenkt

  • hört nicht mehr auf deine Signale

  • springt von einem Verhalten ins nächste

➡️ Ein überfordertes Nervensystem kann keine klaren Entscheidungen treffen. Das Pferd ist im „Fluchtmodus“ statt im Lernmodus.

 

4️⃣ Verhaltensänderungen im Training

Plötzliche Aggression (z. B. Ohren anlegen, Beißen, Schlagen) oder Rückzug (Pferd „macht zu“, reagiert nicht mehr).

➡️ Das sind emotionale Reaktionen, die zeigen: „Das ist mir zu viel.“ Ein sicherer Hinweis darauf, dass etwas im Training zu schnell, zu viel oder zu unklar ist.

 

5️⃣ Übermäßiges Schwitzen

Dein Pferd schwitzt bereits bei geringer Belastung – besonders an Hals, Brust oder hinter den Ohren – und wirkt nach dem Training erschöpft.

➡️ Schwitzen ist kein direkter Leistungsindikator. Starkes Schwitzen bei wenig Anstrengung weist häufig auf Stressreaktionen hin, nicht auf „gute Arbeit“.

 

6️⃣ Verspannungen oder kleine Verletzungen

Immer wieder Muskelkater, Lahmheiten, Taktfehler oder Reaktionen beim Putzen und Satteln?

➡️ Dein Pferd arbeitet möglicherweise über seiner körperlichen Kapazität. Es fehlen oft Aufbauarbeit, Gymnastizierung und Erholungsphasen.

 

7️⃣ Lustlosigkeit und Desinteresse

Das Pferd:

  • kommt nicht mehr freiwillig mit

  • lässt sich nur schwer motivieren

  • wirkt „leer“, müde oder gleichgültig

➡️ Viele interpretieren das als „Faulheit“. In Wahrheit hat dein Pferd die Freude an der Zusammenarbeit verloren – ein ganz klares Alarmsignal.

 

8️⃣ Schwankende Leistung

An einem Tag klappt alles, am nächsten ist das Pferd wie ausgetauscht? Der Trainingsfortschritt fühlt sich instabil an?

➡️ Das ist oft ein Zeichen für fehlende Integration des Gelernten – dein Pferd braucht mehr Wiederholung, weniger Druck, mehr Sicherheit.

 

9️⃣ Ausgefahrener Schlauch beim Wallach / „Zickigkeit“ bei der Stute

Der wohl am häufigsten fehlinterpretierte Punkt:
Ein ausgefahrener Schlauch wird oft als Entspannung gelesen – aber in Kombination mit anderen Stressanzeichen kann er auf mentale Überforderung hinweisen.
Ebenso ist „zickiges Verhalten“ bei Stuten oft Ausdruck von Unwohlsein, Schmerzen oder Reizüberflutung.

➡️ Achte auf den Kontext – was zeigt das restliche Verhalten deines Pferdes? Entspannung oder Stress?

 

Was du tun kannst, wenn du Überforderung erkennst

 

💡 1. Nimm dein Pferd ernst.
Widerstand ist kein Fehler – sondern Kommunikation. Frage dich: Was möchte mein Pferd mir sagen?

💡 2. Reduziere den Anspruch.
Kehre zurück zu einfachen Übungen. Weniger ist oft mehr – besonders bei verunsicherten oder jungen Pferden.

💡 3. Finde das passende Tempo.
Nicht jedes Pferd lernt gleich schnell. Gib deinem Pferd Zeit, Erlebtes zu verarbeiten.

💡 4. Plane bewusste Pausen ein.
Erholung ist ein aktiver Teil des Trainings. Nur in Ruhe verarbeitet das Pferd Gelerntes.

💡 5. Lass dein Pferd mitgestalten.
Biete Wahlmöglichkeiten: „Willst du nochmal oder reicht’s für heute?“ – das stärkt Vertrauen und Motivation.

💡 6. Hol dir Unterstützung.
Ein erfahrener Blick von außen kann helfen, Überforderung früh zu erkennen und Alternativen zu finden.

 

Fazit: Training ist kein Wettlauf – sondern Beziehungsarbeit

 

Pferde geben jeden Tag ihr Bestes. Wenn sie sich verweigern oder zurückziehen, ist das fast immer ein Ruf nach Verständnis, Anpassung und Mitgefühl.

Ein Pferd, das sich sicher fühlt, zeigt:

  • Interesse

  • Präsenz

  • Kooperationsbereitschaft

Und genau das ist das Ziel eines guten Trainings.

 

Möchtest du lernen, wie du dein Pferd typgerecht, achtsam und gesund trainierst?
Dann begleite ich dich gern mit individuellem Coaching, Verhaltenstherapie oder einem auf dein Pferd abgestimmten Trainingsplan.

👉 Schreib mir einfach – ich freue mich auf euch!

 

🧡 Für dein Pferd und dich,
Deine Sarah